Trump ist jetzt also schon drei Tage der zukünftige Präsident der USA. Leader of the free world. Drei Tage ist es jetzt her, dass der touch-begnadete John King an der CNN Wahlwand Beachtliches- ja manche schreiben sogar Magisches - geleistet hat. Leider blieben ihm am Ende auf dem Touchscreen fast nur noch rote Flächen zum Berühren. Nun, mit ein wenig Abstand zu den vielen roten Flächen und dem Wahlergebnis, hat sich bei mir das Gefühl der wütenden Fassungslosigkeit in das Gefühl der stillen Frustration gewandelt.
Mit dieser, meiner eigenen stillen Frustration ging ich dann heute mitsamt der Familie in unserem Stadtteil zu einer Anti-Trump Demo. Viele Menschen kamen. Alle Altersschichten waren vertreten - von ganz jung bis alt. Besonders viele junge Menschen wollten heute auf die Strasse und ein Zeichen setzen. In erster Linie ein Lichtzeichen. Viele hatten eigens für die Demonstration aufwendig gestaltete Lichtquellen dabei, die man - der (politischen) Kälte trotzend - vor sich hertrug. Die Stimmung war sehr friedvoll, aber auch äußerst emotional. Einige Teilnehmer weinten. Der Grund des Weinens war nicht immer sofort auszumachen. So sehr war man wohl mitgenommen von den Ereignissen.
Donald Trump selbst hätte im Angesicht der Menschen wohl von einem „Movement“ gesprochen. Und das war es auch, denn wir moveten liedersingend durch die Strassen. Das immer wiederkehrende Thema der Lieder war - wie sollte es auch im Angesicht des Wahlergebnisses anders sein - die Dunkelheit und die Kälte. Dem trotzend sangen wir, dass wir weder die Nacht fürchten noch dass wir denken, dass der bittre Frost unüberwindbar ist. Im Gegenteil: Mit viel Licht und Menschlichkeit ist alles möglich.
Es war eine kleine Auswahl von ungefähr 5 - 7 Liedern, die die Demo-Organisatoren immer wieder anstimmten, während sich die Demo langsam durch die Strassen bewegte. So gingen wir singend lange Strecken, mit Laternen an den Stecken - und den Handys im Kameramodus. Zwischendrin wurde mal nach einem Oskar gesucht. Er fand sich.
Nach der Demonstration versammelten wir uns zu einer sehr passenden Menschlichkeits-Performance junger Demonstrations-Teilnehmer. Im Mittelpunkt war irgendwas mit einem Mantel. Der Protest war am Höhepunkt der Symbolik. Ganz am Ende pusteten wir die Lichter aus und gingen nach Haus. Rabimmel. Rabammel. Rabum.
Mit 4 Stunden Schlaf, paar Stunden Arbeit, hungrigem Magen und viel zu dünnen Socken ist ein St. Martin Laternenumzug nicht die beste Idee. Denn irgendwann, wenn man das Wort Laterne zum 1.000 mal gehört hat und die Füße und Hände vor Kälte im Chor schreien - stellt man sich einfach vor, dass man in einer Anti-Trump-Demo mitläuft.