Was Michael auf seinem Blog über das Elternleben schreibt ist großes Kino. Wohl einer der besten Elternblogs - und: aus Nürnberg!  - nueww.de

Ein Video-Gruß von #zweiraumsilke an alle Leser:

Die hässliche Seite Berlins

Zwei Wochen sind rum. Es ist Zeit aufzuschreiben, um zu verarbeiten. 14 Tage später fällt es mir immer noch nicht leicht, aber es geht. Denn: Vor zwei Wochen habe ich die hässliche Seite Berlins kennengelernt. Nein, damit meine ich nicht die Dame, Mitte 40, die mich und Fritzi am Görlitzer Park rechts überholte. Sich 2 Meter vor dem Kinderwagen aufbaute, einen Schirm vor sich hielt wie ein Gewehr und uns dann mit lautem Lachen und einem scharfen Ratatatata-Sound begrüßte. Da es regnete war Fritzis Kinderwagen mit Regenfolie eingepackt, so dass die Schützin nach ihrer Schuss-Show feststellen musste, dass das “Stück Scheiße” eingepackt ist. Sie verlor das Interesse an uns und ging weiter ihres Weges. Fritzi und ich bogen ab, um eine Berlin Episode reicher. 

Nein, das war nicht die hässliche Seite Berlins. Das war einfach nur Berlin.  Die hässliche Seite Berlins stinkt nach feuchten Kinderschuhen… LEGO Discovery am Potsdamer Platz.

LEGO Discovery ist der ultimative Lego Indoorspielplatz in Berlin. So schreibt die Website. Ultimativ scheiße. So schreibe ich. Viele werden jetzt wahrscheinlich denken: “Mensch, das war ein Indoorspielplatz, was erwartest du denn?” Und sie haben auch ein bisschen Recht, denn man hätte es sich auch denken können. Aber denen erwidere ich ein Wort. Ein schönes Wort: LEGO. Es war ja ein LEGO Indoorspielplatz. Das kann doch nicht schlecht sein.

Doch war es. Es war voll. Unglaublich voll. Es war stickig. Es war laut. Es gab kein Tageslicht, da sich alles in zwei Stockwerken unter der Erde abspielt. Es gab ein Miniaturland mit Berliner Hotspots, eine Art Geisterbahn ohne Highlight, diverse Stationen zum Bauen, Kinos und einen LEGO-Workshop. Mittendrin eine Cafeteria, bei der Eltern und Kinder vor traurigen Wiener Würsteln mit blassen Semmeln sitzen. Manchmal saßen auch traurige Eltern vor blassen Kindern. Und umgekehrt.

In der Stop-Motion Video Ecke, kann man aus 30 Photos ein LEGO-Filmchen produzieren, welches auf einem TV-Bildschirm allen Anwesenden gezeigt wird. Den Clip kann man sich per E-Mail zuschicken lassen. Wobei das mit dem Zuschicken nicht funktionier, denn ich habe nie was bekommen. Aber immerhin ist beim Versenden die eigene E-Mail Adresse ganz groß auf dem Bildschirm für jedermann zu sehen und auch die vorher eingetippten E-Mail Adressen anderer Kreativer waren noch gespeichert.

Die LEGO Ninjago Kletterwand macht von 13.30 bis 15 Uhr Pause, weil sich so eine Wand ja sicherlich auch mal ausruhen muss. Und das vierte D beim 4D-LEGO-Kurzmovie ist Schaum von der Decke. Immerhin keine Lego-Steine von der Decke, das möchte ich lobend erwähnen.

Mehr gibt es nicht zu berichten.

Für alle Berlin-Sensations-Touristen, die sich denken, dass sie nach ihrem Berghain-Besuch bei LEGO schön runterkommen können, sei angemerkt; Man darf als Erwachsener nicht ohne Kind rein. In einer Google Bewertung von LEGO Discovery hat jemand wütend geschrieben, dass LEGO hier gegen das Grundgesetz verstoße, weil nur Erwachsene in Begleitung mit mindestens einem Kind rein dürfen. Meiner Meinung nach verstößt LEGO jedesmal gegen Artikel 1 des Grundgesetzes, wenn es jemanden rein lässt.

Aber egal. 

Wir haben den Weg wieder raus gefunden. Klassischer Exit durch den Gift-Shop. Danach waren wir wieder an der frischen Luft. Am Potsdamer Platz wurden Milchschnitte an LEGO-Überlebende verteilt. Danke, Ferrero. Danke, Berlin.

Ach ja: “Oh schau mal, wie toll der Reichstag aus Lego nachgebaut wurde” - kein Kind jemals.


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