Was Michael auf seinem Blog über das Elternleben schreibt ist großes Kino. Wohl einer der besten Elternblogs - und: aus Nürnberg!  - nueww.de

Ein Video-Gruß von #zweiraumsilke an alle Leser:

Geile Gurken

Xaver ist jetzt fast 2 Jahre alt und er beginnt jetzt immer mehr zu reden. Ich bin 38 Jahre alt und beginne jetzt immer mehr zu raten. Ich rate, was er da so spricht.

Okay, es gibt einige Wörter, die ich nicht raten muss und die ich auf Anhieb verstehe. „Schorle“ und „Gabel“ sind zwei davon. Sowie die Wörter „auch“  und „nochmal“.

Im übrigen beschreiben dieseWorte Xaver ganz gut: Er ist ein äußerst genussorientierter Mensch, der alles was er sieht, sofort selbst machen möchte. Und dies dann gerne auch mehrmals. Mehrmals. Mehrmals.

Seitdem Xaver viel sagt und ich viel rate, spielt sich das bei uns ungefähr so ab:

Xaver: (spricht irgendwas!)
Ich: Ach schön, du willst mir ein Bussi geben!.
Lena: Nein, er hat grad gesagt, dass er Zähne geputzt hat.

Oder eine andere Situation gestern beim Abendessen. Xaver saß neben mir, setzt an zu einer kurzen Rede und ich verstand eigentlich nur: „Geil Gurke geil.“ Das hätte auch vom Kontext Sinn gemacht, weil immerhin eine Gurke auf dem Tisch lag. Aber: Dieser scheinbaren Gurkenfreude hat er dann keine Taten folgen lassen. Er hat keine Gurke gegessen. So liegt die Vermutung nahe, dass er Gurken dann doch nicht so geil fand, wie ich es verstand, und er vielleicht eine Gabel wollte. Oder einen Deckel.  Oder Butter. Wer weiß das schon. Ich nicht.

Wenn Xaver was sagt, dann schau ich öfters hilfesuchend zu Lena, die es dann auch prompt für mich übersetzt. Sie scheint weniger Verständigungsprobleme zu haben. Man kennt das auch, wenn fremde Kinder bzw. Kinder von Freunden einen ansprechen. Man hört nur etwas komplett Unverständliches und denkt sich, dass dieser Sprachcode mindestens genauso hart zu knacken ist, wie die Entschlüsselung der Enigma-Maschine im zweiten Weltkrieg. Aber dann übersetzt die jeweilige Mutter mit einer souveränen Leichtigkeit in ein gestochen scharfes Deutsch. So ist das jetzt auch bei uns.

Aber jetzt kommt eine Theorie von mir: Dies ist alles eine große Täuschung!
Ich glaube, Mütter tun oft nur so, dass sie ihr sprechenlernendes Kind verstehen und sagen einfach irgendwas. Irgendwas, was gerade passen könnte, so dass es niemandem auffällt. Außer natürlich dem Kind selbst. Wobei es nicht so ist, dass das Kind aufgrund einer falschen "Übersetzung", die Mutter zur Rede stellen wird. Insofern ist es für eine Mama absolut risikolos, der Umwelt volles Übersetzungs-KnowHow vorzugaukeln. Es ist die perfekte Täuschung! 

Diese Täuschung geschieht täglich mitten unter uns und ein Ende ist nicht in Sicht. Denn diese große Mama-Täuschung nährt sich selbst und wird von Mutter zu Mutter weitergegeben - ohne Worte. Denn Mamas sehen andere Mamas, wie diese ihr nuschelndes, Buchstaben-aneinderreihendes Kind ohne Probleme verstehen und möchten da natürlich in nichts nachstehen, wenn ihr Kleines mit Wortfetzen angenuschelt kommt.  Und so macht der soziale Druck alle zu Täuschern. Alles nur damit alle anderen Menschen, die nichts verstanden haben, Sätze sagen wie: "Ach eine Mama, versteht halt ihr Kind." So ist das.

Naja, es ist nur eine Theorie und sie lässt sich natürlich durch nichts beweisen. Es ist auch egal.
Oder um es in den Xavers Worten zu sagen:  Auuch Chszeisch gakel nommal.

 

 

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