Nach Eine stinknormale Autofahrt der zweite Textbeitrag von Lena. Zum Lesen oder auch - da Gastbeitrag - zum Anhören.
Ein einleitender besonderer Gruß geht an einen ehemaligen Kollegen, der über die Dauer von 2 Jahren nicht müde wurde, mich mindestens einmal im Monat zu fragen, ob meine Frau schon wieder was geschrieben hätte. Denn, wenn dem so sei, dann könne er den Blog ja auch mal wieder lesen.
Nun denn. Es ist soweit.
Ein Stück in drei Akten
Vorspiel:
"Jungs, wir gehen jetzt baden!", so schallt es fröhlich durch unsere neue Wohnung. "Yeah! Aber ich zuerst!" "Nein, ich!" So schallte es mir nicht minder begeistert entgegen. Also eile ich ins Badezimmer und lasse das Wasser ein. Denn nur das zieht wirklich. Zwar hoffe ich jedes Mal erneut, die Ankündigung reiche aus, um bei ihnen eine Kettenreaktion des selbständigen Badens einzuleiten, aber nein. Meist stehe ich mit voll eingelassener Wanne alleine im Bad und frage mich, wie und wann ein Kinderhirn die Mamaworte "wir baden!" mit "in den Garten!" übersetzt.
Irgendwann besinnen sie sich dann doch eines Besseren und finden sich langsam im Badezimmer ein, um dort eine heiße Diskussion zu starten, wer als erstes baden darf.
Meine Vermittlungsvorschläge dazu werden dabei mal mehr mal weniger gut angenommen. Irgendwann sitzt dann der erste drin, nur um dann kurz darauf zu schreien: "Okeee, kannst doch mit rein!" Puh, gut dass wir das vorher ausgiebig erläutert hatten, wer wann wo wie und warum darf. Da zwei Kinder in einer Wanne aber meist eine Spritzwasser-Flut bedeuten, schicke ich mich an, die immerhin größtenteils alleine ausgezogenen Klamotten vom Fußboden aufzusammeln und in "dreckig" und "kann man morgen nochmal anziehen" zu sortieren.
1.Akt:
Bekannterweise sollte das ja nun der Hauptteil sein und das ist er auch - mein Hauptteil. Ich schließe die Badezimmertür und setze mich gechillt vor den Fernseher, um endlich Mal wieder GZSZ zu sehen, während meine Kinder alleine baden, sich waschen, Zähneputzen und ihre frischen Schlafanzüge anziehen. Ähm nein, natürlich nicht. Während mich schallendes Gelächter aus dem Badezimmer begleitet, begebe ich mich in die Küche, räume in aller Ruhe das Geschirr vom Abendessen in die Spülmaschine, spüle die Töpfe und Pfannen, wische den Tisch sauber und bin einfach nur dankbar und glücklich, dies jetzt mal ohne Unterbrechung machen zu können.
2.Akt:
Doch jede Happyme-Time muss ein Ende finden, spätestens wenn mich die ersten Rufe vom anderen Ende der Wohnung erreichen, man möge doch "RAAAAAAAUS!"
Meine langjährige Erfahrung als badende Mutter lässt mich nun wissen, dass ich diese ersten Schreie gezielt ignorieren kann. Früher bin ins Bad gehetzt, nur um dort dann mit den Worten, "Ne, doch noch nicht!" empfangen zu werden. Da mach ich nicht mehr mit. Ich sage jetzt wann Schluß ist und das ist genau....
JETZT. Ich stürme das Bad, verkünde die freudige Botschaft des Einseifens inklusive Haarewaschens und drohe bei Protest noch mit anschließendem Fingernägelschneiden. Beste gemeinste Mutter der Welt (Quelle: deine Freunde).
Zu Antons Verteidigung muss ich sagen, dass es beim ihm schon recht zivilisiert abläuft und er sich an guten Tagen sogar selbst wäscht und abtrocknet. Aber Xaver verwandelt sich, sobald ein Tropfen Wasser - wohlgemerkt noch ohne Schaum- seine Stirn berührt, zur wilden Wasser-Furie: “Aaaaaaaahhhh, Waaaaaaaschlappen, schnell, Hilfe!!" Komischerweise war sein Kopf davor ca. 30 mal unter Wasser und hat 16 Becher mit Wasser über sich ausgekippt bekommen. Dieser ph-neutrale, nicht brennende, extra-milde Badeschaum scheint unglaublich aggressiv zu sein. Ich jedoch ignoriere jegliches Geschrei während ich gekonnt wasche und anschließend trockenlege - und da bin ich äußerst penibel. Jeder kleinste Zwischenraum wird von mir trocken getupft, jede Falte von Wasser befreit. Das wissen auch meine Kinder, da gibt es kein Pardon, sonst bekommt man Fußpilz… und Ohrenpilz und Popopilz! Ab und zu wird hier und da nochmal ein bißchen eingecremt - im Winter mal mehr, im Sommer mal weniger. Dann schnell in die Schlafanzüge geschlüpft und schon entlasse ich sie hinaus in die Freiheit.
3.Akt:
Nun sitz’ ich hier, ich armer Tor und betrachte das ganze Ausmaß dieses Badegangs. Der Boden kommt dem einer Wattwanderung gleich und auch an den Wänden lässt sich der ein oder andere Spritzer ausmachen. An die Decke schau ich erst gar nicht. Ich hole meinen Wischmop und bleibe cool. Das habe ich mir von meiner Mama abgeschaut. Als ihre Enkelkinder bei ihr badeten und das gleiche Chaos verursachte, sagte sie, „Ach, ist doch nur Wasser!“ und zückte ihren Wischmop. Recht hat sie. Und wenigstens kann ich jetzt in Ruhe und in herrlich leiser Stille und Einsamkeit wischen und mir dabei überlegen, was ich morgen unserer Nachbarin antworte, wenn sie fragt: „Na Xaver, war das Wasser wieder recht kalt?“
Epilog (wenn man’s so nennen will):
Dieser Text (zumindest die Rohfassung) wurde geschrieben, als Fritzi noch nicht geboren war. Mittlerweile schaut Baden bei uns wieder etwas anders aus. Wobei die Kernaussagen dieses Artikels immer noch zutreffen plus eben ein Kind mehr in der Wanne. Soviel dazu.