Was Michael auf seinem Blog über das Elternleben schreibt ist großes Kino. Wohl einer der besten Elternblogs - und: aus Nürnberg!  - nueww.de

Ein Video-Gruß von #zweiraumsilke an alle Leser:

Eine stinknormale Autofahrt

Fast zwei Jahre ist es jetzt schon her, da sagte meine Frau zu mir. "Also wenn du das mit dem Blog machst, dann schreibe ich auch Gastbeiträge." Jetzt ist es also soweit. Der erste Gastbeitrag von Lena.

Zur Autorin: Gefragt, was ich denn über sie schreiben soll, meinte Lena, ich solle schreiben, sie sei stolze Mutter und Ehefrau von mir. Wusste gar nicht, dass du auch meine Mutter bist, sagte ich, setzte mich an den Rechner und schrieb genau das auf.
Wenn Lena nicht für diesen Blog schreibt, dann gestaltet sie sehr viele schöne Dinge.

Wie immer gibt es den Gastbeitrag auch als Hörversion:  

Es ist Freitag. Freitag ist Oma-Tag. Und Oma-Tag heißt, die Jungs und ich setzen uns ins Auto und fahren je nach Verkehrslage 20-40 Minuten von Nürnberg nach Altdorf bei Nürnberg. Beim Frühstück preise ich die Aktion an, als würden wir heute ins Freibad, danach in den Playmobil-Fun-Park, dann 5 Doppelfolgen Paw Patrol ansehen und uns dabei ausschließlich von Kaubonbons und Chips ernähren. Der Jubel am Tisch war enormst. Xavers Begeisterung ist dabei noch echt, Anton kommt glaub ich langsam dahinter, dass es eventuell doch noch bessere Freizeitbeschäftigungen als einen Tag bei Oma geben könnte - rein hypothetisch. Sein Freudengeschrei war schon mal ausufernder. 

Wir gehen zum Auto. Und je mehr wir uns ebendiesem nähern, desto mehr Energie entweicht Anton; angefangen von der Körperspannung bis hin zum Gesichtsausdruck. 
Als wir dann alle angeschnallt im Inneren des Autos sitzen, wird der Grund der Unzufriedenheit beim Namen genannt: „Stiiin-ke-luft, wuähh!"
Ja, wir haben ein Auto mit Stinkekluft gekauft - serienmäßig. Immer im Sommer holen wir uns ‘nen neuen Container mit frischer Stinkeluft, schließen diesen an unsere Lüftungsanlage im Auto an und freuen uns, das sie nur beim Anton aus den Belüftungsschlitzen kommt. 
So sind wir Eltern. 

Auf meinen Ratschlag hin, er könne ja sein Fenster runterkurbeln, antworte er laut japsend: „Ja, die Idee ist mir auch schon gekommen!“ und setzt diesen Vorschlag in die Tat um. Wunderbar. Mittlerweile befinden wir uns auch auf der Stadtautobahn, also nur noch 26,7 km bis zum Oma-Haus.
Das geöffnete Fenster und der daraus resultierende Fahrtwind rufen jetzt aber Anti-Xaver auf den Plan: „Nein, nicht Fenster auf, mich friert! Aaaanton - mach wieder zu!“ 
Als pflichtbewusste Autofahrerin sollte ich mich jetzt vollkommen auf den Stadtverkehr konzentrieren. Aber als autofahrende Mutter mische ich mich natürlich in diese Rückbank- Unruhen ein und versuche zu vermitteln, Kompromisse zu finden und zu schlichten. Ich spiele den Heiner Geißler im Projekt Stinke-Frier-Luft 21. 
Erfolglos. Am Ende appelliere ich an Antons 6-jährige Vernunft und ignoriere Xavers fast 3-jährige Intoleranz. Diesmal mit Erfolg. Anton - der von mir auch so benannte - Klügere gibt nach und schließt das Fenster. Xaver hört auf zu motzen. Wir fahren auf die A6 - noch 19,9 km bis Altdorf. 

Nun muss ich zu Antons Verteidigung sagen, dass er leider die Luft im Auto wirklich nicht so gut ver-/erträgt. Ich habe auch schon die ein oder andere Notbremsung eingelegt, da von hinten kam: „Mir ist schlecht. Ich glaub ich muss kotzen!“ An seiner Wortwahl hierbei können wir noch arbeiten - später. 
Also arbeitet nun dieser Gedanke in meinem Mutterhirn. Ich erinnerte mich an die Zeit als wir alle noch keine Kinder hatten. Als wir am nächsten Morgen vom Geburtstag einer Freundin heim fuhren und eine Freundin ihren gesamten Alkoholkonsum der letzten 5h auf sämtliche Luftzufuhrschlitze und die Windschutzscheibe verteilte, so dass die autobesitzende Freundin ihr Gefährt zwei Wochen später verkaufte. Wir waren jung und frei. Und ICH möchte kein Auto mit Stinkeluft aus der Lüftung - das will doch niemand. 
Meine Gedanken werden von Antons fortwährendem Geseufze untermalt und ich entscheide zu handeln. 
 
Also Klimaanlage an, alle Belüftungsschlitze so gut es geht in Antons Richtung gestellt und voll aufdrehen. 
Und nun beginnt meine Leidenszeit. Denn ich hasse Klimaanlagen und im Auto erst recht. Ich bekomme sofort Halsweh davon. Deshalb versuche ich sie, wo es geht zu vermeiden oder habe immer ein Halstuch dabei. Außer im Auto. Ich muss doch schon an  hunderttausend andere Sachen denken, - zwei Drittel davon sind nicht mal meine - warum also im Sommer auch noch ‘nen Schal mitnehmen?

Noch 5 km. Mich friert es. Meine Kinder streiten um das einzige Exemplar des Legokatalogs im Auto, vergessen sind all die Querelen zuvor und mein Märtyrertum wird in keinster Weise gewürdigt. Vielleicht sollte ich auch einfach öfters mal losschreien: „An-tooon, Xaaa-ver, kalt, wuähh!“

Doch ich weiß, sie würden nur lachen und das zurecht. Mamas machen sowas nicht. Warum eigentlich nicht?

Übrigens findet Anton, dass Autoabgase, Öl und Benzin „herrlich duften“. 
Ende.

Oh wie schön ist Panama

Die Gelbwurst-Frage