Ich habe eine Theorie. Da ich nicht allzuviele Theorien habe, mag es sein, dass ich diese vielleicht sogar schon einmal beschrieben habe. Aber dann wäre es auch egal, denn es ist eine gute Theorie.
Ich behaupte nämlich, dass Papas besser mit dem Schreien und lauthalsen Weinen eines Kindes umgehen können als Mamas.
Ich weiß, dies muss man jetzt mal sacken lassen.
Und wenn es gesackt ist, muss man ein “Isso.” nachschieben.
Selbstverständlich möchte ich auch beschreiben, wieso ich das denke. Dies hat nämlich mit dem Stillen zu tun. Denn wenn das Kind ganz klein ist und schreit - vor Müdigkeit, Hunger oder einfach so, weil es ein kleines Kind ist - , dann hat man als Papa nämlich nicht die Möglichkeit des Stillens. Diese Ultima Ratio der Schreibekämpfung fehlt. Und deswegen muss man in Konsequenz länger mit dem Schreien klarkommen. Man hat keine andere Wahl.
Stillende Mamas dagegen haben die Wahl, stillen und sagen dann Sätze wie. “Ich glaube, er hat Hunger”. Einen Satz, den man auch übersetzen könnte in: “Ich glaube, ich hab keinen Bock auf das Geschrei.” Soweit meine Theorie.
Im übrigen finde ich es auch bezeichnend, dass die deutsche Sprache mit dem Wort “Stillen” etymologisch nicht den Tatbestand des Fütterns in den Vordergrund stellt, sondern das Ergebnis absoluter Ruhe. Stillen kommt also von Stille.
Auch wieder so eine Erkenntnis, die ich sacken lassen möchte.
Auf jeden Fall musste ich an diese, in Jahrtausenden anevolutionierte, Fähigkeit von Papas denken, als ich neulich dieTocher von Freunden ins Bett bringen durfte. Sie war - aus Gründen - nicht so ganz erfreut über die Situation und drückte dies in einem ausdauerndem Weinen aus. Und auch wenn ich mit dem Weinen umgehen und es lange aushalten kann, so gibt es dennoch ...
4 willkürliche Dinge ich tue, um das Weinen zu beenden
- Ich ziehe zunächste die „Komm, wir lesen ein Buch-Karte“. Ich reiße wahllos ein Buch aus dem Regal. Es ist eine interessante Geschichte von Tieren und einer Torte. Ich lege alles in die Vortragsweise, dennoch schauen vielleicht nur 1 oder 2 kurze Weinpausen dabei raus. Buch ist also raus.
- Nach dem Buch versuche ich mit Melodien zu beruhigen. Mein Problem: Ich kann im Zubettgehmodus gerade mal zwei Lieder singen: Das eine ist der Klassiker “Weißt du wie viel Sterne stehen”.
Die korrekte Frage, die ich singen müsste, wäre eigentlich "Weißt du, wie die Melodie geht". So singe ich das Lied nicht nur mit improvisiertem Text, sondern – so habe ich mir sagen lassen müssen– auch mit falscher Melodie.
Das zweite Lied ist eine Eigenkomposition. Gerne würde ich sagen, ich hätte es komponiert. Aber die Melodie sowie die sehr eingängigen Lyrics hat schon mein Vater gesungen. Die vier wichtigsten - und auch einzigen Wörter im Lied sind : “Hasi, Schatzi, Mausi, Schnupsipupsilein” wobei es auch eher als ein Wort verstanden werden muss: "Hasischatzimausischnupsipupsilein". Die Melodie besteht aus 3 Tönen und ist gleichermaßen eingängig wie einlullend. - Da es überhaupt nicht von Interesse war, dass die Fische sich in der Flut abkühlten und es zudem eine Korrelation zwischen der Dauer meines Gesangs und der steigenden Lautstärke des Weinens gab, musste eine neue Maßnahme her. Es war an der Zeit, das Schlafzimmer zu verlassen und der Wohnung - von Küche bis Bad - Gute Nacht zu sagen. Das Ziel ist, für Szenenwechsel zu sorgen, abzulenken und vielen Gegenständen in der Wohnung “Gute Nacht” zu sagen. Bei den Lieblingsgegenstände kann man auch mal winken. Und so winke ich alleine energisch Couch, Fernsehen und Kühlschrank zu. Unter Protest und Weinen.
- Am Schluss lande ich nach dieser erfolglosen Maßnahmenkette wie jeder beim Schuschen. Beim Schuschen macht man einfach für einen länger Zeitraum nichts anderes als “Sch”. Man hat das Kind im Arm, wiegt herum und Sch’t. Immer wieder "sch". Dabei varierte man die "sch"-Länge und die Lautstärke, während das Weinen auffhört.
Also wenn ich Kind wäre, würde ich sagen, "Hören auf mit dem "Sch," mach HasiSchatziMausi." Aber das schuschen wirkt. Und ganz langsam. Schläft sie. Ein.
Es ist Stille.